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Das “all you can eat”–Buffet Sprache

Anno 1000 vor Christus, der Indoeuropäer spricht Indogermanisch. Eine Sprache wie ein dynamischer Jäger, reduziert auf das Minimum, getrimmt auf das Überleben. Die Zeit vergeht. Wir befinden uns ungefähr im 8.Jahrhundert vor Christus, der Jäger trennt sich von seinen Gefährten, es kommt zur ersten Lautverschiebung und somit zur Bildung des Frühgermanischen. Der Jäger trennt sich abermals von seinen Freunden - die zweite Lautverschiebung vollzieht sich. Hier kann man erstmals von der deutschen Sprache sprechen. So wie der sesshafte Mensch sich weiterentwickelt, so entwickelt sich die deutsche Sprache weiter  und weiter, vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen, zum Frühneuhochdeutschen und schließlich zum Neuhochdeutschen. Der einst dynamische Jäger sieht mittlerweile wie ein fetter Wahnsinniger aus, hat er sich doch über den Lauf der Zeit auch Teile von anderen Sprachen angefressen. So beliebte das Deutsche sich zum Beispiel das lateinische „fenestra“ einzuverleiben, oder auch das französische „Portemonnaie“. Jedoch ist dies nicht genug. Das Sprachbuffet ist schließlich groß, das Englische erschien dem Deutschen ebenfalls sehr schmackhaft, also wurde der Rechner zum PC, und so weiter und so weiter.

Außerhalb des Globerestaurants gibt es zudem weitere Versuchungen. In neuer Zeit fand es, das als Schnellimbiss auf der Straße angebotene, Türkische sehr deliziös, doch sollte dies Niemand erfahren, darum wird es zum großen Teil nur im mündlichen Gebrauch bestimmter Personengruppen  genutzt.

Nach all diesen Jahren des Schlemmens sehnte sich der Dicke jedoch nach einer Diät. So verschmähte er die neuen Begriffe aus dem Bereich der Political Correctness, denn sie trugen viel zu dick auf - mit einigen Ausnahmen, man gönnt sich ja sonst nichts.

Endlich kam das Wundermittel, das ebenfalls - von einem dubiosen Typen in einer dunklen Gasse - auf der Straße angeboten wurde: Kurzdeutsch. Begeisterung. Bei den Jüngeren vor allem, der Rest sah dies als Verfall einer, in ihren Augen, doch so bildhübschen Sprache. Doch auch Sprachexperten heißen dies teils gut, denn es sei eine Vereinfachung, eine Diät, die lange nötig war. Dies lässt sich durchaus unter dem Begriff Deutsch 3.0 zusammenfassen, Sprache ist schließlich in Bewegung. Ein Minnesänger würde das Deutsch zur Zeit der Wiedervereinigung auch nicht als „echtes“ Deutsch bezeichnen. Ihm würde man erklären, dass Sprache sich nun eben verändert. Ein Grund den man auch verschiedenen Kritikern des Deutsch 3.0 vorhalten könnte.

Gibt es Deutsch 3.0, dann folgt daraus, dass irgendwann auch ein Deutsch 4.0 folgen muss. Es stellt sich nur die Frage: Wie sieht Deutsch 4.0 aus? Handelt es sich, wie der Name suggeriert, um eine Form des Deutschen oder ist der Name irreführend? Kann es sich bei Deutsch 4.0 vielleicht auch um eine Art Indogermanisch handeln, dann hätte man sich den ganzen komplizierten Sprachwandel sparen können, oder ist bereits eine Sprache entstanden, die auch asiatische Elemente beinhaltet? Oder existiert die Menschheit dann überhaupt noch? Aber das ist wieder ein anderes Thema...So oder so, eines ist festzustellen: Sprache ist in Bewegung und steht nie still.

 

von Lukas Mayer

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