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Da oder Ja?

,,Da‘‘ oder Ja? Diese Frage stellen sich deutsch-russische Kinder vermutlich häufig.

 

,,Oui‘‘ oder Ja? Genauso betroffen: Deutsch-Franzosen. Sie alle verbindet eins - das zweisprachige Aufwachsen. Ob es ein Geschenk Gottes oder eine Last ist, lässt sich so genau nicht sagen. Jedes Kind ist eben anders, lernt anders und prägt sich Worte anders schnell ein, etc. 

 

 

Olga; der Name ist Programm: 100% Russin, 17, Gymnasiastin und Schnell-Lernerin. Das ständige Umdenken von deutscher Sprache im Kindergarten und Russisch zuhause fiel ihr schon damals mit vier Jahren kinderleicht. Diese Gabe machte sich auch später bemerkbar. Die junge Frau lernt drei Sprachen gleichzeitig und macht keinen Anschein von Verwirrung. Es sei eben ein Geschenk Gottes, verkündet sie in perfektem Deutsch.

 

Der 18-jährige Francois hat es schwerer. Zwar wurde auch er auf ausländischem Boden geboren, um genau zu sein in einem französischen Dorf in der Bretagne. Er wuchs nach dem Umzug nach Berlin mehrsprachig auf, doch er unterscheidet sich trotz der Gemeinsamkeiten deutlich von Olga. Francois kann kein Französisch und versteht nur Bahnhof wenn seine Mutter französisch >> Ben, bof << flucht. Im Kindesalter wurde es ihm nicht verinnerlicht, er lernte ausschließlich Deutsch. Sehr bedauerlich für seine Mutter heutzutage. Ihr größter Wunsch ist ein Gespräch auf fließendem Französisch mit ihrem Sohn. Deshalb schickt sie ihn immer donnerstags zum Französisch-Unterricht in die örtliche Sprachschule. Laut Francois sei es nur eine Last. Wieso solle er zusätzlich Vokabeln pauken, er kann ja schon eine Sprache und diese reicht ihm zum Unterhalten aus.

 

 

Francois‘ Mutter ist kein Einzelfall. In zweisprachigen Familien wird oft Wert auf das Erlernen der Muttersprache gelegt. Vernachlässigt wird dabei, welche Sprache die Muttersprache ist. Nahezu immer fällt die Wahl auf das Nicht-Deutsche. Man will sich eben abgrenzen. Doch was genau ist eine Muttersprache? Ist es die Sprache aus dem Heimatland meiner Mutter oder die Sprache aus meinem Heimatland? Oder vielleicht doch die Sprache des Landes in dem ich lebe? Und ist es möglich zwei Muttersprachen, aber nur eine Mutter zu haben?

Für Olga eine klare Entscheidung: Russisch ist die Muttersprache. Francois hingegen bringt dies zum Nachdenken. Besser wäre es die Frage nach den Muttersprachen wegzulassen. Kinder und Jugendliche haben in unserer Zeit viele andere Entscheidungen zu fällen. Damit sollte man sie nicht auch noch unter Druck setzen.

 

von Katharina Schreiber

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